Wettbewerbsfähigkeit sichern durch Patente

AUSGABE 06 | 2016
Innovative Unternehmen müssen sich ihren Markt- und Wettbewerbsvorteil durch Patente schützen

Sicherlich können nicht alle so geniale Erfinder sein, wie der kürzlich verstorbene Artur Fischer, der auf seinen über 1.100 Patenten, den Erfolg seines Unternehmens (ein sehr bekanntes Produkt ist der „Fischer-Dübel“) aufbaute und langfristig sicherte. Jedoch sollte man immer wieder kritisch die Frage stellen, ob nicht die eine oder andere Idee auch patentfähig sein könnte. Der Weg zur Patentanmeldung ist bestens durch das Deutsche Patent- und Markenamt beschrieben und kostet in der Anfangsphase nicht viel mehr als Mühe und Fleiß. Langfristig macht sich die rechtzeitige Absicherung aber bezahlt.

 

In meiner Zeit bei einem größeren Bio- und Medizintechnikunternehmen haben wir bereits Anfang diesen Jahrtausends in zahlreichen Workshops die Produkte und Funktionen entwickelt, die dann im Jahr 2020 auf den Markt kommen sollten. Mit Funktions- und Wertanalysen sowie dem TRIZ-Methodenbaukasten wurden zahlreiche potentielle Produktneuerungen erarbeitet, alle geäußerten Ideen aufgenommen und bewertet. Die gemischt, interdisziplinär zusammengesetzte Projektgruppe generierte so über 600 mehr oder weniger tiefgründige Ideen, die in zahlreichen Produktlösungen und auch über 20 Patenten mündeten. Es wurde abschließend genau definiert, zu welchem Zeitpunkt welcher Schritt bei der zukünftigen Produktmutation zum „ProduktX 2020“ gegangen wird. In der Roadmap haben wir definiert, wann welches Facelift und wann ein komplett neues Produkte in den Markt gebracht werden soll.

Die in diesem strategischen Musterprojekt ausgearbeiteten Patente dienten nicht nur dem Schutz des reinen Produktes, sondern bildeten einen „Patentteppich“, der es Wettbewerbern schwer macht, Umgehungsstrategien zu realisieren. Die damals betrachtete Produktgruppe gehört noch heute zum erfolgreichen Kerngeschäft des Unternehmens und sichert seine Zukunft.

Eine solch offensive Patentstrategie leisten sich heute nur wenige klein- und mittelständische Unternehmen unserer Branche. Die teilweise wirklich genialen Ideen beispielsweise der Konstrukteure und Entwickler des Kunststoffmaschinenbaus oder der Verfahrens- und Anwendungstechniker bleiben bei den kleineren Anbietern häufig ungesichert. Oft wird gern mit Kunden oder auch Zulieferern schnell über eine Idee gesprochen, um das eigene Innovationspotential darzustellen. – Leider ebenso häufig ohne vorherigen Abschluss einer entsprechenden Geheimhaltungsvereinbarung. Die Enttäuschung ist dann groß, wenn genau dieser „Besucher“ dann ein Patent anmeldet und die Idee für sich schützt. Gehört dann der Patentanmelder dann auch noch einem großen Unternehmen an, das über einen Stab von Patentanwälten verfügt, bleibt nur zu hoffen, dass man seine eigene Idee überhaupt noch verwenden und den eigenen Kunden anbieten darf. Für eine Anfechtung fehlt diesen Unternehmen leider häufig das nötige Geld.

Ich kann aus Erfahrungen heraus nur empfehlen, die eigenen Ideen rechtzeitig zu bewerten und zu schützen. Sollte das eigene Unternehmen exportlastig sein, so ist auch die Absicherung in Ländern außerhalb Europas sinnvoll. Eine Sicherung des Know-Hows muss aber nicht unbedingt durch ein Patent erfolgen. In vielen Fällen ist auch eine gezielte, geschickt formulierte Veröffentlichung ein geeigneter Weg, ein „Revier zu markieren“.

Dr. Arno Rogalla ist Autor der monatlich erscheinenden Kolumne im K-Profi

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